Zwei Tage in Malakka
Malakka oder Maleka oder auch Malacca - je nach Reiseführer - liegt 130 km südlich von Kuala Lumpur. Ich war noch nie dort und wir beschlossen, diese Stadt zu besuchen.
Seit 2008 ist die Stadt als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt. Grund genug, sie zu besuchen.
Bereits auf der Fahrt nach Malakka bemerkte ich auf der Autobahn ab und zu solche Schilder. Meist standen sie vor Brücken und wiesen die Töfflibuben auf den nächsten Regenunterstand hin. Die tropischen Regen haben es in sich. Unvermittelt können sie als eigentlicher Wasserfall loslegen.
Nicht nur unter Brücken gab es Unterstände, war die Brücke zu schmal oder der Abstand zwischen zweien zu gross, gab es immer wieder solche grünen Dächer, unter denen es trocken blieb. Ein fürsorglicher Staat!
Wir buchten uns für zwei Nächte in einem schönen Hotel ein Zimmer. Das Majestic Malacca Hotel gehört zur Kette der Leading Small Hotels of the World. Es ist in einer alten Villa eingerichtet, welche aber nur noch die Rezeption sowie ein sehr gutes Restaurant enthält. Die modernen Zimmer sind im dahinter stehenden modernen Bau eingerichtet.
Die Eingangshalle mit der Rezeption sowie der stilvollen Bar verspricht schon mal viel.
Wir bewegten uns grösstenteils zu Fuss durch die Stadt. Vom Hotel aus waren es 750 m bis ins Zentrum, eine Distanz, die gut machbar ist. Ruth fühlte sich in diesen Laubengängen schon fast wie zu Hause im heimatlichen Bern.
Ein Kanal verläuft fast durch das ganze Stadtzentrum. Kleine Ausflugsboote sind bei vielen Touristen beliebt, weil sie damit in kurzer Zeit einen Eindruck von der Stadt erhalten. Wir zogen den Fussweg vor.
Mitten im Zentrum liegt der Rote Platz mit dem ehemaligen Stadthaus zur Rechten, der christlichen Kirche im Hintergrund sowie dem Glockenturm im Zentrum.
Ausgeschmückte Rickshaw stehen auf dem Platz und warten auf Kundschaft für eine kleine Stadtrundfahrt. Die vorwiegend älteren Fahrer beschallen ihre Fahrgäste mit plärrend lauter Musik.
Auch vor der Kirche stehen solche Gefährte in grosser Zahl. Viele chinesische Gäste liessen sich zu einer Fahrt überreden und genossen den Höllenlärm aus den Lautsprechern.
Wenn Ruth mich auf einer Reise begleitet, sind Kirchenbesuche obligatorisch. Hier gab es eine interessante Warnung vor Taschendieben. Mal etwas anderes.
Das Innere der 270 Jahre alten Kirche ist schlicht gehalten. Weisse Wände und auch sonst wenig Farbe hinterlassen einen speziellen Eindruck.
Das Kässeli des „Poor Fund“ ist in die Wand eingelassen und mit massiven Schlössern geschützt. Offenbar reicht hier die Warnung allen nicht aus.
Auf dem Kanal waren nicht nur Ausflugsboote unterwegs, an einer Stelle war ein Reiniger-Boot an der Arbeit. Die beiden Matrosen sammelten mit langen Stecken schwimmenden Plastik sowie die vielen Blätter ein und sorgten so für einen aufgeräumten Eindruck der Stadt. Ich stelle ohnehin fest, dass Malaysia überall sehr sauber ist, kaum je liegt Abfall herum und auch die Strassen sind meist sauber.
Was es hier besonders zu sehen gab, weiss ich nicht. Ich wurde aber aufgefordert, an diesem Photo-Spot eine Aufnahme zu machen. Wie immer befolgte ich auch diese Aufforderung.
Die unterschiedlichen Kolonialisatoren hinterliessen ihre Fussabdrücke vor allem im Zentrum. Auf einem Hügel stehen die Reste der St. Pauls Kirche, welche schon 1521 erbaut wurde. Die Portugiesen verloren die Herrschaft über Malakka schon 1641 an die Holländer, welche die Kirche für ihre Zwecke und Religion weiter nutzten. 1824 vertrieben ihrerseits die Engländer die Holländer und nutzten die Kirche als Pulvermagazin. Das Gebäude verfiel langsam und ist heute lediglich eine Ruine. Der weisse Turm vor der Kirchenfassade war Leuchtturm, welcher heute aber nicht mehr in Betrieb ist.
Im Innern der Ruine standen viele Grabplatten, welche vom nun aufgehobenen Friedhof stammen. Noble Herren aller Kolonialisatoren lagen darunter begraben.
Viel steht wirklich nicht mehr. Das Dach sowie die Fenster sind schon lange weg.
Die Reste der Festung A Famose der Portugiesen entstand um das Jahr 1512. Heute steht nur noch das eine Tor, nachdem die Holländer die Portugiesen 1641 vertrieben und die Anlage weitgehend zerstörten. Die Reste wurden von den Briten 1811 noch weiter demoliert.
Ganz in der Nähe von A Famose steht der Sultanspalast, ein Gebäude, welches angeblich ohne einen einzigen Nagel erbaut wurde. Das Original wurde zerstört, heute kann eine Nachbildung besucht werden.
Der ehemalige Thronsaal mit dem Sultan am entfernten Ende und den Räten / Bittstellern an der Seite kann nur aus der Distanz betrachtet werden.
Der Zugang zum Schlafzimmer des Sultans war allen Normalsterblichen verboten, auch dessen Ehefrau durfte nur nach einer Einladung eintreten.
Wo in anderen Kulturen die Hüte an solchen Ständern abgelegt werden, sind es hier die verschiedenen Turbane, welche auf ihren jeweiligen Einsatz warten.
Wie in allen Kulturen gab es offenbar auch hier grosse Kämpfe um die Macht. Zwei potenzielle Nachfolger bekämpfen sich in diesem Schaubild mit Schwertern und Messern. Wer genau als Sieger aus diesem Kampf hervorging, weiss ich nicht. Auf jeden Fall musste der Sultan 1511 seine Stadt räumen und die Herrschaft den Portugiesen abtreten. Er selber siedelte sich weiter südlich an.
Die Engländer ihrerseits wurden 1957 als Kolonialmacht aus Malaysia verjagt. Auch in Malakka gibt es ein Gebäude, welches an die historische Tatsache erinnert.
Als ich auf dem Rückweg vom Palast wieder über den Hügel ging, bemerkte ich plötzlich eine Bewegung an meinem rechten Arm. Eine dünne, grüne Schlange streifte mich und liess sich unmittelbar zu Boden fallen. Bevor sie im Dickicht verschwand, konnte ich noch eine Aufnahme machen.
Ein grosser Drachenkopf verteidigt den Eingang zu China Town, dem chinesischen Viertel von Malacca. Heute einige Strassenzüge mit allerlei Geschäften und Restaurants. Auch wir genossen ein Abendessen in einem der vielen Restaurants. Mehr dazu gibt es hier.
Ein berühmter Bodybuilder aus China Town setzte sich für die Renovation des Stadtteils ein. Heute ehrt ihn diese Statue. Ich stellte mich davor und hoffte, dass etwas von seiner Postur auf mich abfärben würde. Wohl ziemlich erfolglos.
Dank der Bemühungen des Geehrten sind viele Häuser gut im Schuss. Auch dieses Shophouse wurde neu gemalt.
Eine neue Moschee, die Masjit Selat Melaka steht etwas abseits des Zentrums am Meer. Als wir ankamen, war sie noch geschlossen, erst um 15 Uhr wäre sie geöffnet worden. Zudem hätte Ruth ein Kopftuch und ich einen Rock anziehen müssen. Das wollten wir nicht und …
… etwa 100 m vom Eingang entfernt gab es einen Durchgang zum Meer und offenbar eine gute Sicht auf die Anlage. Ein findiger Malay entdeckte ein gutes Geschäft: Eintritt durfte er für den Durchgang nicht verlangen, aber mit dem Kauf eines Wassers pro Person war alles erlaubt. Etwa 0.7 CHF kauften uns den Eintritt.
Am Ende eines schmalen Weges eröffnete sich der Blick auf die Anlage, viel besser als im Innern der Anlage und zudem luftiger als mit Schal und Rock.
Zum Abschluss unseres Besuchs noch ein Bild des Kanals, der gerade ganz ohne Wellen war, sodass sich die Gegend sehr schön im Wasser spiegelte.
Unser nächstes Ziel sind die Glühwürmchen in Kuala Selangor auf dem Weg zu den Cameron Highlands.