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- Kategorie: Winterreise 16 / 17: Fünfte Etappe - Vietnam 17
HCMC - das chinesische Erbe
Im Gegensatz zu den Franzosen, welche ab 1868 in Vietnam einfielen, leben die Chinesen schon sehr viel länger hier. Während erstere am 7. Mai 1954 in Điện Biên Phủ vernichtend geschlagen wurden und Vietnam verliessen, leben die Chinesen weiterhin im Land. Heute ging ich etwas den chinesischen Spuren in der Stadt nach. Eine für mich weitgehend unbekannte, aber interessante Kultur.
Ein erster Besuch galt jedoch einem weiteren Wahrzeichen der Stadt. Der Binh-Tay-Markt soll der schönste Markt der Stadt sein. Von meinem Hotel aus zwar nur etwas mehr als 4 km entfernt, doch das Taxi brauchte knapp 45 Minuten bis zum Ziel. Der Verkehr in dieser Stadt ist grässlich, die 8.5 Mio. Einwohner sind irgendwie alle gleichzeitig mit Autos, Lastwagen und Rollern unterwegs! Umso grösser dann die Enttäuschung, als ich sah, dass der Markt seit September letzten Jahres wegen Renovationsarbeiten geschlossen ist. Schade.
Eine der schönsten Pagoden in HCMC ist die Phuoc An Hoi Quan Pagoda. Ihre Konstruktion stammt aus den Anfängen des 20. Jhdt. Heute war sie praktisch menschenleer. Gut für die Fotografie.
Dunkles Holz und sehr viel Gold prägen den Innenraum. Auch in dieser Pagode verströmen Räucherstäbchen ihren Duft, es sind allerdings nicht ganz so viele wie in anderen Anlagen.
Die Hauptfigur ist ein gewisser Quan Cong, der ziemlich böse dreinblickt. Auch die anderen Figuren sollen wohl eher Furcht einflössen statt die Gläubigen zu beruhigen. Der Angebetete war ein General um das Jahr 250 im südlichen China.
Der braune Mann gilt auch in dieser Kultur als gefährlich, wenn er dann noch einen langen Bart trägt, muss man einfach vor Angst erblassen.
Sämtliche Türen sind reich verziert. Die Schriftzeichen würde ich gerne interpretieren können, doch verstehe ich von Chinesisch wirklich nur Chinesisch.
Beim Eingang steht die Skulptur des heiligen Pferdes von Quan Cong. Bevor Gläubige auf eine Reise gehen, besuchen sie diese Statue und hinterlassen einige Opfergaben. Dann wird die Mähne des Pferdes gestreichelt, sowie die Glocke am Hals geschlagen. Das alles soll für eine sichere Reise sorgen. Hoffentlich stimmt es auch Quan Cong etwas versöhnlicher!
Der nächste Besuch galt dann dem ältesten Tempel in HCMC. Die Giac Lam Pagode liegt etwa 8 km von meinem Hotel entfernt, jedoch etwas ausserhalb des Zentrum, weshalb die Fahrt etwas kürzer war. Die Pagode wurde schon 1744 gegründet und seither immer wieder weiter gebaut und renoviert.
Dieses Bild dürfen meine Leser in Deutschland und Österreich nicht sehen, da dieses Symbol aus historischen Gründen in jenen Ländern nicht gezeigt werden darf. Eine der Eingangstüren ist mit diesem Symbol geschmückt, auch ausserhalb der Anlage findet es sich mehrfach. In Asien gilt das Symbol als Glücksbringer, die älteste Darstellung ist etwa 10’000 Jahre alt, also schon viel älter als das 1000-jährige Reich. Leider kann ich das Bild nicht landesspezifisch ein- oder ausblenden, die betroffenen Leser sollen doch bitte einfach die Augen schliessen.
Im Innern der Pagode begegnete mir ein alter Bekannter: Väterchen Ho in alter Frische. Auch im werden hier Opfergaben dargebracht. Ein seltsamer Brauch für weltliche Herrscher.
Die Pagode wird von vielen Einheimischen besucht, welche vor kurzem Angehörige verloren haben. Ganze Wände sind voll von solchen Tafeln mit Bildern und teilweise viel Text zu den Verblichenen.
Im zentralen Bereich wird hier Buddha verehrt. Er hat hier einen in allen Farben schimmernden Heiligenschein. Diesen Brauch sah ich auf meinen Reisen in Asien schon oft, zB. in Myanmar. Buddha werden laufend unzählige Blumen geopfert, welche ihrerseits einen betörenden Geruch ausströmen. Früchte und Lebensmittel liegen ebenfalls immer bei den Statuen.
In diesem Teil des Tempels waren ebenfalls fast keine Leute unterwegs, Touristen schon gar nicht. In einem Nebengebäude rezitierte ein buddhistischer Mönch einen religiösen Text vor vielen weiss gekleideten Nonnen. Mit einem Lautsprecher wurde seine Stimme so unglaublich verzerrt, das ich froh war, als ich wieder ans Tageslicht kam.
Einige steinerne Figuren wachen über den Weg zur und von der Pagode.
Morgen früh werde ich HCMC verlassen und mitten ins Mekong-Delta fahren. Dort möchte ich vor allem die schwimmenden Märke sowie einige Mangroven-Wälder besuchen.