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- Kategorie: Winter 19 / 20: Chile
Unser letzter Tag in Chile - vorerst
Bereits um 8 Uhr stand ich heute vor der Garage und hatte Glück, es gab noch wenige Kunden und viel wichtiger, eine entsprechende Scheibe war auch noch verfügbar. Nach knapp zwei Stunden war die Scheibe ersetzt und ich wieder auf dem Weg zurück ins Hotel. Anschliessend machten wir uns auf den Weg in Richtung Los Andes, einer Kleinstadt knapp 100 km von Santiago entfernt und auf dem Weg zur Andenüberquerung von morgen.
Im Städtchen war es heute ruhig, es gab aber viele Sprayereien an den Häusern, mit welchen die Bevölkerung ihren Unmut kundtat. „Sie diskutieren während sie uns töten! #zurücktreten“ steht an diesem Garagentor.
Eine wohl eindeutige Aufforderung an den Präsidenten Piñera. Bisher ist er meines Wissens diesem Aufruf noch nicht gefolgt. Heute wollte er zur Beruhigung der Lagen schon mal sein Kabinett austauschen.
„Weder Terroristen, noch Delinquenten. Wir sind das Volk, das für seine Rechte kämpft, koste es, was es wolle …“. Da kann man nur hoffen, dass die Kosten nicht zu hoch sein werden.
Selbstverständlich gibt es auch in Los Andes eine Plaza de Armas mit einem schönen Baumbestand mitten in der Stadt. Ein kleiner Kiosk verkauft hier noch allerlei Lesematerial, Zeitschriften genauso wie Bücher.
An einem Kirchenturm bemerkte ich dieses Keramikbild, welches die Befreier der Chilenen von den Spaniern ehrt. In dieser Gegend fanden die letzten Schlachten des Kolonialkrieges statt, bevor die Spanier dann endgültig aus dem Land vertrieben wurden. Zum Glück respektieren die Demonstranten diese Bilder und besprayen sie nicht auch mit ihren teilweise sicher berechtigten Sprüchen.
Vor einem geschlossenen Geschäft gab es eine seltsame Vorrichtung: Auf der linken, grünen Seite wurde Hunde- oder Katzenfutter aus der Röhre in den unteren Kennel ausgegeben, rechts davon stand Wasser zur Verfügung. Sollen hier die Viecher für die Tiernahrung angefixt werden, oder ist dies einfach eine gute Tat des Ladeninhabers für die vierbeinigen Lieblinge seiner Kunden?
Die Distribudora Betty hingegen verkauft allerhand Dinge des täglichen Bedarfs. Auch in Chile ist mittlerweile der US-Amerikanische Brauch des Halloween angekommen. Das Skelett auf der rechten Seite der Türe weist auf ein entsprechendes Angebot hin. Ist das Haus wohl schon im Hinblick auf diesen Anlass so gift-grün eingefärbt?
Diese Häuserzeile wäre für die schweizerischen Baukommissionen ein gigantischer Schock. Unterscheiden Farben, unterschiedliche Fenster- und Türstile sowie Stromleitungen, welche einfach irgendwie am Haus ankommen. In der Mitte dann noch ein Coiffeursalon, von denen es in dieser Kleinstatt im Zentrum in fast jedem Block mindestens einen gab.
Kleider können offenbar Top sein, was ja schon mal gut ist. „Topisima“ scheint mir eine Wortkreation zu sein, welche sich in keinem Wörterbuch findet. Die Bedeutung erschliesst sich aber sicher auch einem Nicht-Spanisch-Sprecher.
Den vorläufigen Abschluss der Berichterstattung aus Chile macht dieser ältere Herr, der an einer lauschigen Stelle in der Plaza Zeitung liest und sich so vermutlich über die aktuelle Lage ein Bild macht.
Morgen fahren wir von hier über einen Pass nach Mendoza in Argentinien, auf zu neuen Erfahrungen in einem für uns beide neuen Land!